RSS-Feed

Frust

Veröffentlicht am

Das neue Album von Jörg Swoboda heißt „Von Mann, Frau und Kind“ und ist auf übelste Weise heteronormativ. Beifall gibt es dafür vom Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz Hartmut Steeb, der behauptet, Swoboda würde der Befindlichkeitsduselei Fakten, biblische Lehre und Positionslichter entgegen setzen. Es sind Positionslichter der Herzlosigkeit, die die Nöte anderer Menschen als Befindlichkeitsduselei behandeln und nur als Fakten und biblische Lehre gelten lassen, was dem eigenen Weltbild entspricht.

Derweil kämpft die AfD dagegen, dass sich Kinder, die anders sind als die Mehrheit, akzeptiert fühlen. Vorgeschoben wird wie üblich die Schimäre der Frühsexualisierung, aber in Wirklichkeit geht es um die Vorherrschaft der Mehrheitgsgesellschaft. Wer nicht so ist, wie die anderen, soll sich anpassen oder untergehen. Ich schreibe das als einer, der als Kind von seinen Mitschülern verprügelt wurde, weil er anders war.

Sowohl ein Teil meiner Gemeinde als auch ein Teil meiner Familie sieht mich nicht als vollwertigen Menschen. Sie würden das anders formulieren, aber es ist so. Manchmal sehe ich mich in der Welt um und sehe sie voller Menschen, die mich leiden sehen wollen. Das ist natürlich Unsinn. In einem Lied der Fantastischen Vier heißt es:

Du sagst die Welt ist gegen dich. Das ist sie nur gelegentlich

Ich sollte drüber stehen. Ich sollte zwar gegen diese Positionen ankämpfen, aber ich sollte sie nicht persönlich nehmen, mich nicht angegriffen fühlen. So weit die Theorie. Zurzeit fällt mir das mit dem Drüberstehen besonders schwer. Der Frustlevel ist hoch.

Ich trauere um verlorene Jahre. Zu meiner Kindheit stand die Akzeptanz von Minderheiten nicht auf dem Bildungsplan. Das hat dazu beigetragen, dass ich erst als Student begreifen konnte, dass ich schwul bin. Ein Kollege erzählte mir neulich, dass er damals nur wegen der Mädchen zum Tanzkurs ging. Mich haben weder Mädchen noch Tanzen interessiert. Ein wichtiger Teil der Erfahrungen, die man als Teenager und Jugendlicher macht, ging völlig an mir vorbei. Und danach kamen zwei Jahrzehnte, in denen ich mir (ganz im Sinne von Hartmut Steeb) einzureden versuchte, dass die menschenverachteten Positionen, die mir andere Christen als Fakten und biblische Lehre verkauften, wirklich von einem liebenden Gott kommen.

Ich habe mir vorgenommen, in diesem Blog ehrlich zu sein. Ich hätte da schon noch ein paar Themen, zu denen ich einen mehr oder minder sachlichen Eintrag zustande gebracht hätte, aber heute ist mir nicht danach, heute wäre das Fassade. Der Autor dieser Zeilen kämpft heute nicht um Fakten und biblische Wahrheiten, er kämpft heute gegen Frust und Selbstmitleid.

Glücklicherweise kämpfe ich nicht allein, deshalb möchte ich heute auch einen Freund zu Wort kommen lassen. Patrick Emmanuel, der Gründer von horeb.world, setzt in einem Video die Kontroversen innerhalb der Christenheit in den richtigen Zusammenhang:

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: