Er ist wahrhaftig auferstanden.
Zum Ostersonntag gibt es heute einen Eintrag leicht abseits des Blog-Themas.
In der Bibel wird von insgesamt sieben Menschen berichtet, die vom Tod auferweckt wurden: zwei im Alten Testament, drei in den Evangelien und zwei in der Apostelgeschichte. Alle sieben haben eines gemeinsam: Sie sind längst tot. Keiner von ihnen lebt heute mehr. Auch wenn ihr Tod rückgängig gemacht wurde, so ist doch keiner von ihnen unsterblich geworden. Sie haben ein paar zusätzliche Jahrzehnte auf dieser Erde gewonnen, mehr nicht.
Die Auferstehung Jesu spielt da in einer ganz anderen Klasse. Sie war und sie ist bis heute ein in der Weltgeschichte einmaliges Ereignis. Sie markiert nichts weniger als das Erscheinen des Prototyps eines neuen Menschen. Es wurde nicht etwas wiederhergestellt, was vorher schon da war, es kam etwas völlig Neues in die Welt. Das zeigt sich schon im völlig losgelösten Verhältnis des Auferstandenen zu Raum und Zeit. Er erscheint und verschwindet, wo es ihm gefällt. Er ist materiell, anfassbar, trotzdem sind verschlossene Türen kein Hindernis für ihn.
Jesus konnte schon vor Tod und Auferstehung die Grenze der Naturgesetze durchbrechen. Er ging auf dem Wasser, stillte einen Sturm, machte mit fünf Broten und zwei Fischen über fünftausend Menschen satt. Aber es waren trotz ihrer Häufigkeit noch einzelne Wunder, einzeln stehende Zeichen und Beweise für die besondere Stellung des Sohnes beim Vater. Jetzt, nach der Auferstehung, haben die Naturgesetze für Jesus jede Bedeutung verloren.
Noch ist Jesus der einzige, der mit dieser Fülle an Macht und Freiheit ausgestattet wurde. Er wird aber nicht der einzige bleiben, denn wir werden alle verwandelt werden – in einem Augenblick, beim Ton der letzten Posaune. Dabei bin ich überzeugt, dass die Befreiung von den menschlichen Zwängen mit der finalen Läuterung unseres Charakters, unseres Wesens einhergeht, einhergehen muss, denn ohne sie wäre keiner von uns in der Lage, mit dieser plötzlichen Machtfülle umzugehen.
Deshalb sind wir im Prinzip in derselben Situation wie Jesus damals. Auch wenn es uns durch Gottes Macht vielleicht ab und zu gelingen kann, die Naturgesetze zu durchbrechen, wir sind immer noch an sie gebunden. Die menschliche Natur ordnet sich der göttlichen Schöpfungsordnung unter. Sie hat keine andere Wahl.
Und dennoch: Der auferstandene Christus lebt in uns. Das neue Leben in Christus hat in uns begonnen, und das neue Auferstehungsleben, das durch Christus in die Welt gekommen ist, hinterlässt schon heute seine Spuren. Die sind manchmal nur schwer zu entdecken. Jesus arbeitet von innen nach außen, er beginnt beim wahren Kern unserer Persönlichkeit, der sogar für uns selbst nur schwer zu entdecken und zu begreifen ist.
Der Ostersonntag ist ein guter Anlass, einmal in Ruhe nach diesen Spuren des neuen Lebens in uns Ausschau zu halten. Dieses Leben entsteht und wächst allein durch Gottes Gnade, zum Wachstum selbst können wir nichts beitragen. Aber wir können die Wachstumsbedingungen schaffen und verbessern. Wir können diese vielleicht noch sehr zarten Pflänzchen entdecken, hegen und pflegen. Und wir können den Schöpfer dafür preisen, dass dieses neue Leben in Christus in uns bereits begonnen hat.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!