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Morgenstern

Veröffentlicht am

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

Diese Zeilen stammen von dem Theologen, Journalist und Schriftsteller Jochen Klepper. Er schrieb sie im Jahr 1937, wenige Monate nach seinem Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer. Den Gedichtband, der unter anderem dieses Weihnachtslied enthält, konnte er nur mit einer Sondergenehmigung herausgeben.

Diese Schwierigkeiten hatte Klepper nicht wegen des Inhalts seiner Schriften, sondern weil er mit einer jüdischen Frau verheiratet war. Er schrieb sein bekanntes Weihnachtslied in sehr dunklen Zeiten, und sie sollten noch dunkler werden. Das Ende der Naziherrschaft sollte er nicht mehr erleben. Im Jahr 1942 scheiterte die Ausreise seiner Stieftochter, und ihm wurde mitgeteilt, dass Zwangsscheidung und Deportation kurz bevor standen. In dieser Situation entschied sich die kleine Familie zwei Wochen vor Weihnachten, gemeinsam freiwillig aus dem Leben zu scheiden.

Im Jahr 1959 wurden Richard und Mildred Loving zu jeweils einem Jahr Haft verurteilt, weil sie geheiratet hatten. Ihr Verbrechen: Richard Loving war Weißer, seine Frau nicht. Der Richter begründete das Urteil wie folgt:

Gott der Allmächtige hat die Rassen geschaffen, Weiße, Schwarze, Gelbe, Malaien und Rote, und er hat sie verschiedenen Kontinenten zugeordnet. Und es gibt keinen Grund für solche Ehen, abgesehen von den aufgrund seiner Fügung herbeigeführten. Die Tatsache, dass er die Rassen getrennt hat, ist Beweis dafür, dass er nicht beabsichtigte, dass sich die Rassen mischen.

Erst 1967 wurde das Urteil – und damit die letzten Verbote „gemischtrassiger“ Ehen in den USA – vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten aufgehoben.

Auch Schwule und Lesben wurden im Dritten Reich verfolgt und mussten ihr Recht auf Eheschließung vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten erkämpfen. Ist es legitim, hier die offensichtliche Parallele zur gleichgeschlechtlichen Ehe zu ziehen? Was würden die Ehepaare Klepper und Loving dazu sagen? Würden sie zustimmen, oder würden sie sagen, das sei etwas völlig anderes?

Meine Lieblingszeile aus Kleppers Weihnachtslied habe ich im fünften und letzten Vers gefunden:

Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.

Jesus ist in diese Welt gekommen, um ihr Licht, um ihr Freude und Frieden zu schenken. Dieses Licht erschien zuerst den Weisen als besondere Sternkonstellation, den Hirten als hell leuchtender Engelchor. Es soll das Leben der Menschen erhellen, nicht verdunkeln. Wer Trennung fordert, wo Liebe lebenslang verbinden will, kämpft für die Dunkelheit.

Wir beschenken uns an Weihnachten, nicht zuletzt weil wir uns von Jesus beschenkt fühlen. Er schenkt sich selbst. Das Leid und die Verlorenheit der Welt löst er nicht durch Ermahnung und Verurteilung, auch wenn wir das verdient hätten. Statt dessen beschenkt er uns mit dem Reichtum seiner Nähe. Belohnung statt Strafe als Rettung für die Welt.

Christus als Morgenstern ist die Ankündigung eines Lichts, das vielfach noch auf sich warten lässt. Mancherorts sehen wir schon die Morgendämmerung, an anderer Stelle scheint sich die Nacht eher noch zu vertiefen. Richard und Mildred Loving haben für ihr Anliegen das Aufleuchten dieses Lichts erleben dürfen. Jochen und Johanna Klepper blieb dies versagt, aber sie haben uns Zeilen hinterlassen, die helfen, die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Christus, der Morgenstern, der gekommen ist, das Dunkel zu erhellen, war Leitstern ihres Handelns. Licht ins Dunkel zu bringen, ist der Auftrag aller, die diesem Morgenstern folgen. Nichts in dieser Welt wird den Anbruch des Tages aufhalten. Oder mit anderen Worten: Love wins.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!