God made Adam and Eve, not Adam and Steve.
Dieser Slogan entstand in den siebziger Jahren in den USA und wendet sich offensichtlich gegen gleichgeschlechtliche, insbesondere gegen schwule Beziehungen. Die deutsche Entsprechung scheint Adam und Peter zu sein, ist mir aber in „freier Wildbahn“ noch nie begegnet, wohl weil er nicht halb so einprägsam klingt wie die englische Variante.
Natürlich geht es bei solchen Slogans mehr um Phonetik als um Theologie. Dennoch: Wer diesen Spruch verwendet, will aus der Schöpfungsgeschichte eine Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen ableiten können. Da lohnt es sich, einmal näher hinzusehen, denn der Spruch an sich ist genauso wahr wie inhaltsleer. Dass das erste Paar der Bibel aus Mann und Frau bestand, wird von niemandem angezweifelt. Die entscheidende Frage nach dem Warum wird ja bestenfalls angedeutet.
Es gibt natürlich viele Gründe, warum Adam und Eva nur Mann und Frau sein konnten, und viele von diesen Gründen sprechen nicht im Geringsten gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen. Zum Beispiel die Notwendigkeit, dass sie sich vermehren, das heißt eigene, gemeinsame Kinder bekommen sollten – ein Segen, der gleichgeschlechtlichen Paaren offensichtlich vorenthalten ist. (Wieso das kein Grund gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen ist, dazu werde ich bei Gelegenheit ausführlicher schreiben.)
Und natürlich die Tatsache, dass 90 bis 95 Prozent der Menschheit cis und hetero sind. Da Adam und Eva als erste Menschen sozusagen prototypisch für alle Menschen stehen, ist es nur logisch, ja geradezu zwingend, dass sie in ihrer sexuellen Identität dieser Mehrheit entsprechen. Diese zahlenmäßige Dominanz von cis-hetero halte ich übrigens tatsächlich für einen Teil des Schöpfungsplan. Und das ist auch gut so. Die Vorstellung, alle Welt müsse schwul bzw. lesbisch werden, zeugt für mich nicht gerade von klarem Verstand (vorsichtig gesagt), und zwar unabhängig davon, ob sie als Wunschvorstellung oder als Feindbild präsentiert wird.
Aus der bloßen Tatsache, dass Adam und Eva Mann und Frau waren, lässt sich sehr viel verschiedenes ableiten – und damit gar nichts. Wenn darin wirklich eine Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen liegen soll, muss der Bibeltext selbst dazu zusätzliche Hinweise liefern. Ich glaube, der entscheidende Abschnitt ist 1. Mose 2, 18 – 24. Und wenn man darin einen Hinweis sucht, dass Paare aus Mann und Frau bestehen müssen, findet man: nichts.
Ganz im Gegenteil: Es wird nur nicht im Geringsten auf irgendeinen Unterschied zwischen Mann und Frau Wert gelegt, es wird vielmehr die Gleichheit von Adam und Eva als Menschen betont. Evas Qualifikation als Adams Partnerin besteht darin, dass sie sich als Mensch von den Tieren unterscheidet, und auch Adam erkennt in Eva nicht eine von ihm unterschiedliche Frau, sondern einen ihm gleichen Menschen.
Dabei spielt es auch keine Rolle, ob in diesen Versen wirklich die eheliche Beziehung, oder, wie von manchen Auslegern vertreten, viel allgemeiner die Beziehung zweier Menschen beschrieben wird. Erstens geht es hier eindeutig um die Beziehung zwischen Adam und Eva, und die beiden waren nun mal ein Paar, und zweitens geht es ja um die Frage, ob die Schöpfungsgeschichte Hinweise gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen liefert, und das tut sie weder nach der einen Auslegung noch nach der anderen.
Gott schuf Adam und Eva zweifellos und absichtsvoll als Mann und Frau. Daraus eine Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen ableiten zu wollen, ist von Voreingenommenheit getriebene Spekulation und hat biblisch keine Substanz. Wie sich diese Voreingenommenheit auswirkt, und was das mit 1. Mose 1, 27 zu tun hat, darüber geht es nächste Woche weiter.